Kommt das Aus der Planungsbüros?

Die Zukunft der Arbeitswelt findet verstärkt online statt. Das ist unausweichlich. Doch wie sieht ein wirklich gut funktionierender World Wide Workspace aus? Wir haben einige der großen Namen der Baubranche gefragt. Digital, versteht sich. Kommt das Aus für Planungsbüros?


Und da ist sie wieder. Die nächste Welle des C-Zustands. Und wieder pilgern Tausende Architekten und Ingenieure täglich nicht mehr ins Büro, sondern nehmen die Kurzstrecke über den Flur ins inzwischen bestens ausgestattete Homeoffice. Treffen sich digital mit ihren Kollegen und werfen per Videoschaltung einen Blick auf ihre Baustellen. Inzwischen ist das Routine. Und die wirft eine Frage auf: Brauchen wir unsere schicken und zugegeben teuren Büros überhaupt noch? Oder besteht die Arbeitswelt der Architekten und Ingenieure bald nur noch aus digitalen Räumen, die flexibel per Mausklick je nach Bedarf gebaut werden?  

Eines ist sicher: Der World Wide Workspace ist am Vormarsch, wie auch am Rande der – natürlich digitalen – MESSE@home des Software-Unternehmens untermStrich, das Management und Organisation für Planungsbüros bietet, in hochkarätiger Runde diskutiert wurde. „Durch die Pandemie mussten wir feststellen, dass auch eine andere Art des Arbeitens möglich ist. Kollegen konnten sich von Zuhause aus ebenso gut in Projekte einbringen wie wir im Büro. Ja, für die  Projektleiter war es eine größere Herausforderung, die einzelnen Projektbeteiligten zu koordinieren. Aber es hat geklappt“, berichtet Thomas Haustein, Geschäftsführer der Bau-Consult Hermsdorf. 
 
Katapult in die Zukunft 
Schaut man über den Tellerrand der Planung hin zum Büromanagement, ist das Global Office längst keine Überraschung mehr. „Tatsache ist, dass die Welt schon lange ein neues Zeitalter des Arbeitens betreten hat. Die Pandemie hat nun auch die Planungsbranche in die Zukunft des virtuellen Offices katapultiert“, erklärt Guido R. Strohecker, Architekt und untermStrich-Geschäftsführer. Online-Strukturen, neue Wege der Kommunikation bis hin zur Digitalisierung der Baustellen selbst, das alles musste in den vergangenen 20 Monaten vielerorts aus dem Nichts hochgezogen werden. Was die Planer dabei gelernt haben? „Uns wurde aufgezeigt, dass man für eine zweistündige Besprechung nicht unbedingt von Wien nach Innsbruck fahren muss. Das hat vieles relativiert und am Ende vereinfacht“, sagt Architekt Christian Story (Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.b.H.). Ist das Global Office nun die Zukunft? Zum Teil, wie Story betont. Denn: „Aber auch das persönliche Treffen ist wichtig. Ob mit einem Kunden oder im Team. Man muss sich zwischendurch auch gemeinsam an einen Tisch setzen, um bestmöglich arbeiten zu können.“ In dieselbe Kerbe schlägt auch Wolfgang Eichenseher (Eichenseher Ingenieure). „Die Frage, die ich mir stelle: Wie sieht das Betriebsklima im Homeoffice aus? In unseren Berufen braucht es Kreativität und Teamarbeit. Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern und die Identifikation mit der Firma sind der Schlüssel dafür. Das über einen Computerbildschirm zu erreichen wird eine enorme Herausforderung“, erklärt er. Wichtig sind die geeigneten Strukturen, da sind sich die IT-Experten sicher. „Je bessere technische Werkzeuge jeder einzelne Mitarbeiter dafür zur Verfügung hat, umso glatter läuft es mit der Kommunikation. Und am Ende auch mit den Projekten“, erklärt untermStrich-Geschäftsführer Peter Remitz.  
 
Digitaler Bauantrag & Co 
Eines war bei der MESSE@home jedenfalls unübersehbar. Die Zukunft wird noch digitaler. Das Homeoffice wird neben den normalen Planungsbüros zur erweiterten Arbeitszone. Besprechungen werden vielerorts in den digitalen Meetingraum verlegt. Und auch die Planungsprozesse selbst werden sich verändern. „Wir werden bestimmt viel mehr mit künstlicher Intelligenz zu tun haben. Routineaufgaben in der Planung werden uns so abgenommen. Dafür bleibt uns mehr Zeit für das kreative Arbeiten“, ist sich Haustein sicher. Nachsatz: „Hoffentlich wird sich bei der öffentlichen Hand einiges Tun. Stichwort digitaler Bauantrag, mit dem man schneller an Baugenehmigungen kommt. Und es gibt hoffentlich nicht nur BIM-Pläne der Bundesregierung, sondern es kann auch in den Ländern und Kommunen ermöglicht werden, digital zu arbeiten.“ 
 
 
Die 3. MESSE@home zum Nachschauen  
Hunderte Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, spannende Diskussionsrunden und jede Menge Aussichten in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft der Planungsbüros – das ist das Fazit der 3. MESSE@home von untermStrich, die wieder zum digitalen Gipfeltreffen der Baubranche zum Thema „Der Wert der Leistung“ . Wie, verpasst? Kein Problem! Immerhin gibt es die Vorträge unserer Keyspeaker mit den Größen der Architektur und des Ingenieurwesens auch zum Nachsehen. Jederzeit, von überall und natürlich kostenfrei.