7 ArchitektInnen + 7 IngenieurInnen + 7 Fragen

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So geht Plan A – Interview mit Mariusz Trynka


Autor: Stanitznig Andrea veröffentlicht am 14.03.2023 · untermStrich software GmbH

„Ein Planungsbüro ist keine Eier legende Wollmilchsau!“

2008 zerschellte das Unternehmen von Mariusz Trynka fast an der Finanzkrise. Für den Ingenieur Grund genug, um sich und sein Team völlig neu aufzustellen. Mit der TDEC Group mit Sitz in Polen ist er heute einer der führenden Anbietern im Segment der Planung von Sanitäranlagen in Sonder- und Großgebäuden. Wie schafft man diesen Weg retour an die Spitze? Wir haben nachgefragt…
 

Ihr Unternehmen ist auf mehrere Länder aufgeteilt, ebenso Ihre Kunden. Was braucht es, um ein großes Projekt und das Team, das es ausführt, erfolgreich zu führen?

Wir arbeiten größtenteils unabhängig in Asien. Dieser Markt ist weder von der Mentalität noch von den Standards und Normen her kompatibel zu unserem, daher ist hier eine Zusammenarbeit sehr schwierig. In Asien muss man sich auf den asiatischen Markt konzentrieren, in Europa auf den europäischen. das ist Key, immerhin sind die Standards jeweils bereits auf einem sehr ähnlichen Niveau. Die meisten Firmen, die versuchen Engineering-Leistungen nach Asien outzusourcen, scheitern daran. Daher haben wir es gar nicht erst versucht. Die Firmen die es dennoch machen, plagen sich damit ab, das ist am Ende auch bei den Zahlen ersichtlich. Ich erkenne sofort, wenn ein Projekt Fernost erstellt wurde. Bei großen Projekten, welche wir international betreut haben im EMEA Raum, war es für uns als technologisch orientiertes Unternehmen wichtig, eine gemeinsam Plattform zu haben. In den letzten Jahren ist uns hier Autodesk mit BIM360 sehr entgegengekommen, wir haben mittlerweile alle Revitprojekte in die Cloud transferiert. Auch Lösungen wie Microsoft Azure und Virtualisierung von Servern und Workstations, sowie Collaborationtools we Teams oder BIM Colas sind technologische Meilensteine, welche die international Zusammenarbeit stark fördern. Auch untermStrich spielt hier natürlich auch ein große Rolle um den Überblick über die Stunden oder das Projektbudget unter Kontrolle zu haben und die Übersicht über Telearbeit/HomeOffice zu bewahren. Zusammengefasst kann man sagen: Um ein internationales Projekt zu bearbeiten, braucht es die richtigen Tools, die richtigen Leute und auch die Sprachkenntnisse, speziell Englisch. Leider ist aber gerade das im deutschsprachigen Europa immer mehr ein Hindernis ist, als bei uns in Osteuropa.

 

Was sind – neben der Kernkompetenz – die wichtigsten Assets eines Unternehmens? Was ist wichtig, um zufriedene Kunden zu haben? 

Man muss die Qualität halten, auch wenn man dafür hier und da auch mal “ein paar Cent” drauflegen muss und das Budget etwas strapaziert. Aus meiner Erfahrung nach knapp 20 Jahren als Unternehmer macht sich dies im Big Picture immer bezahlt. Natürlich trifft man auch mal auf Kunden, welche dies nicht zu schätzen wissen, diese sind dann aber auch meist nicht an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert. Viele solche hat es in unserer Firmengeschichte zum Glück nicht gegeben, denn man kann beruhigt sagen, dass bestimmt 95% aller unserer Kunden von Anfang an bis heute bei uns geblieben sind. An zweiter Stelle würde ich hier die offene Kommunikation mit den Auftraggebern nennen. Wir arbeiten – so kitschig es klingen mag – immer nach dem Motto Ehrlichkeit währt am längsten. Auch wenn man dafür mal dem Kunden ins Gesicht sehen und sagen muss, dass man dieses Projekt nicht schafft und es trotz bester Zusammenarbeit und super Perspektiven nicht annehmen kann. Wir versprechen nicht das Blaue vom Himmel, sondern nennen Fakten. Das spüren die Personen gegenüber und das ist die zweite Basis für eine langfristige Zusammenarbeit. Wenn wir etwa ein Projekt annehmen, der Kunde zuerst zufrieden ist und dann etwas nicht klappt, ist der Kunde eher weg. Zumindest würden wir das mit Nachunternehmern so handhaben. Wenn ich jedoch ablehne und rational begründe, kommt der Auftraggeber auch mit dem nächsten Projekt wieder zu uns, weil er sich nicht hintergangen fühlt. Die Form von Corporate Honesty ist leider heutzutage kaum noch aufzufinden, auch wir haben regelmäßig schlechte Erfahrungen gesammelt mit diversen Partnerunternehmen. Als drittes Asset würde ich hier die Offenheit für neue Technologien sehen. Wir mischen fast überall mit, was neue Technik und aktuelle Softwarelösungen angeht. Wir investieren viel Zeit und Geld um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. Dies zieht auch mit sich, dass wir oft unsere Kunden und Partner im Projekt technologisch beraten, welche Lösung und welche Technologie wann und wo Sinn macht. Dies ist bei uns de facto inklusive.

 

Stichwort 3D-Laserscan & Co: Was sind für Sie die spannendsten neuen Technologien, die in Planung und Bau zu finden sind. Was sind vielversprechende Zukunftstrends? Wie smart muss ein Planungsbüro sein? 

Das sind drei Fragen in einer, aber die Antworten sind Grundverschieden. Zu den ersten zwei: Spannende Technologien für uns natürlich 3D Scanning, vor allem MLS, denn aus unserer Sicht wird TLS früher oder später aussterben. Wir haben natürlich auch TLS im Haus, aber FARO ist aus unserer Sicht das nächste NOKIA, welches einen großen Technologiesprung verschläft. Scanner aufstellen, scannen, nachbearbeiten, alles bereits etwas Schnee von gestern. Mit dem nächsten technologischen Sprung von MLS von Unternehmen wie Navvis z.B., braucht es keinen TLS mehr, dann sind alle Vorteile der Genauigkeit auch dahin. Spannend ist auch AR/VR, vor allem AR am Bau, VR ist ein Gimmick und wird sich in unserer Branche nicht halten, bringt nichts. AR am Bau hingegen ist – wenn es ausgereift ist – ein sinnvolles Tool. Auch damit experimentieren wir seit ca. 2 Jahren und sind bereit  für solch einen Trendwechsel. Zur dritten: Mittlerweile immer smarter. Open minded ist hier das korrekte Stichwort. Man kann sich durch neue Technologien und Softwarelösungen immer wieder neu ausrichten. Wir sagen unseren Kunden mittlerweile nicht mehr, nein das können wir nicht, sondern: haben wir nicht, aber sehen wir uns an, ob wir das in dem geforderten Zeitrahmen adaptieren können. Viele Lösungen haben bei uns so den Einzug in unser Unternehmen geschafft, auch das Scanning haben wir aus einer Notwendigkeit für uns entdeckt. Kurz gesagt, das Planungsbüro der 2020er muss Smart sein, aber es muss nicht von Natur aus eine Eier legende Wollmilchsau sein. Wir müssen offen für Neues bleiben, dann schafft es auch jeden Sprung ins nächste kalte Becken.

 

Welche Eigenschaften beziehungsweise Fähigkeiten braucht ein guter Manager heute? Was war der beste Entscheidung, die Sie bezüglich ihres Unternehmens je getroffen haben? 

2008 standen wir aufgrund der Finanzkrise und Projekteinbrüchen kurz vor dem Konkurs, wir haben uns damals von unserer Schwesterfirma in Österreich getrennt und neue Wege eingeschlagen. Ich habe mit damals entschieden ein neues Unternehmen von Null an aufzubauen, das hat mich sehr viel gekostet. Ob Nerven, Zeit oder Ähnliches. Aber ich habe diesen Schritt – wie man jetzt annehmen kann – nie bereut. Es folgte der Bau eines eigenen Büros, technologisch auf uns zugeschnitten. Mit unseren Arbeitsgebieten war es technologisch schwer, etwas vergleichbares zu finden. Wir haben bei uns ein Glasfasernetz, welches moderne Technologien und große Transfer stark fördert. Wir bearbeiten sehr große Projekte, die 3D-Modelle sind das Herz unserer Arbeit. Wie können wir ein gutes Büro sein, wenn wir nicht die technischen Grundvoraussetzungen haben. Man muss also auch wissen, wo man am besten investiert. Auch schwierige Entscheidungen treffen können.

 

Gibt es für Sie ein Traumprojekt?

Nein, für uns als Firma eigentlich nicht. Wir sind keine Architekten sondern Ingenieure. Längere Termine wären ein guter Anfang. Wobei, für mich persönlich gibt es das natürlich. Ich würde schon gerne die erste Basis auf dem Mars planen. Das würde ich sogar pro bono machen… (lacht)

 

Wenn Sie ein junger Kollege nach Ihrem Erfolgsrezept fragen, was antworten Sie?

Ich denke hier fallen die Antworten ähnlich aus wie bei Frage Nr. 2 mit den Assets. Qualität, Ehrlichkeit, open minded sein, nicht alles nehmen was kommt.

 

Könnten Sie einen perfekt geplanten Ort (Gebäude, Stadtstruktur, usw.) erschaffen – wie würde dieser aussehen und was würde er bieten? 

Dies ist wieder mehr eine Frage an Architekten oder Stadtplaner, wie konzentrieren uns auf die Funktionsweise und Funktionalität von Gebäuden. Natürlich hat man so seine Vorstellung von viel Grün, gesund und energiesparend, aber man muss hier natürlich auch realistisch bleiben, was einem Kosten an Grenzen setzen und auch was die Gemeinden und Städte vorgeben, dies ist uns auch als Nichtarchitekten bewusst.

Mariusz Trynka ThermoDynamics/ Tdec Group
Sitz: Skawina, Polen

www.tdecgroup.com