7 ArchitektInnen + 7 IngenieurInnen + 7 Fragen

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So geht Plan A – Interview mit Architekt Christian Story


Autor: Stanitznig Andrea veröffentlicht am 07.03.2022 · untermStrich software GmbH

„Nach der Pandemie brauchen wir vor allem Raum!“

Nach zehnjähriger Planungs- und Bauphase wird der MedCampus Graz heuer fertiggestellt. Wie geht man ein so großes Projekt überhaupt an?

Gute Frage! Auch für ein großes Büro gibt es Dinge, die man zum ersten Mal macht. Der Med Campus Graz ist ein großes Haus und eine kleine Stadt. Für Riegler Riewe ist es das erste Gebäude dieser Größenordnung. Natürlich konnten wir auf einen großen Erfahrungsschatz aufbauen und konnten das in die neue Aufgabe mitnehmen.

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Was macht ein Projekt wirklich erfolgreich?

Entscheidend ist das Projektteam. Man muss sein Handwerk beherrschen. Sämtliche Themenfelder, wie Planerstellung, Kostenermittlung, Terminplanung, Schriftverkehr etc. müssen exakt strukturiert sein und im Team entsprechend kommuniziert werden. Das erfordert ein hohes Maß an Disziplin. In Hochphasen waren bei uns bis zu 20 Personen im Projekt involviert. Ich bin 2013 genau in einer solchen Phase zu Riegler Riewe gekommen. Quasi aus einem kleinen Büro mit minimaler Struktur direkt zum Spatenstich eines großen Bauabschnittes.

 

Sie waren erst Mitarbeiter, dann Projektleiter uns sind nun Partner. War die Selbstständigkeit immer das große Ziel?

Der Wunsch danach war früh da. Einen konkreten Plan hatte ich aber nicht. Den Einstieg in ein so großes Unternehmen, der es schlussendlich wurde, habe ich nicht für möglich gehalten. Natürlich überlegt man, wie wäre eine komplette Neugründung, alleine oder mit anderen. Als mir ein Platz in der Geschäftsführung angeboten wurde, habe ich mir das ein paar Tage gut überlegt. Aber mir war schon schnell klar, dass ich das machen möchte.

 

War das der bessere Weg in die Selbstständigkeit?

Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Ich habe für mich viele Vorteile darin gesehen. Eine Neugründung hat natürlich etwas sehr spannendes. Das Neue, das Aufbrechen, von Beginn an das Eigene zu haben und ein Büro selbst aufzubauen. Das war auch verlockend. Wenn man als Partner in ein Büro einsteigt, das seit 30 Jahren besteht und mehr als 30 Mitarbeiter hat, ist das natürlich nicht möglich. Ich hatte aber den Eindruck, dass ich insgesamt eher selbstbestimmt arbeiten kann und vor allem mehr Möglichkeiten in der Architektur habe. Natürlich sehe ich in meinem Freundeskreis bei jungen Architekt:innen, wie viel sie investieren müssen, um richtig Fuß zu fassen. Oder sich überhaupt schlicht über Wasser zu halten. Als Neueinsteiger hat man etwa vor allem bei Wettbewerben einen gewissen Nachteil. Eine Reihe von Verfahren fällt schon weg, weil man die angeforderten Referenzen noch nicht vorweisen kann. Es ist ein langsames nach Oben tasten.

 

Welche Projekte reizen Sie? Wofür würden Sie wieder in eine zehnjährige Projektphase gehen?

Bildungsbauten. Egal ob Elementarbildung oder der universitärer Bereich. Architektur ist ein Spiegel der Gesellschaft, Überlegungen und Ideen, die in räumliche Konzepte übertragen werden. Gerade im Bildungsbau ist ein neues Verständnis für Raum stark sichtbar. Wie lernen jungen Menschen, wie verbringen Sie Zeit in den Gebäuden? Das ist besonders spannend, vor allem im internationalen Bereich. Man muss nur einmal den Blick nach Skandinavien richten.

 

Wir leben seit zwei Jahren in einer Pandemie. Wie sehr hat diese Zeit sich auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Unser Job ist sehr stark von Kommunikation geprägt. Natürlich haben wir jetzt gelernt, dass diese Kommunikation auf unterschiedlichen Wegen erfolgen kann. Gut ist, dass man von überall auf der Welt im Team arbeiten kann oder Besprechungen abhalten kann. Onlinekonferenzen sind aber oft von Missverständnissen geprägt oder es werden Themen nicht in ausreichender Tiefe besprochen, die eigentlich wichtig wär. Man kann einfach nicht so unbekümmert kommunizieren, als wäre man im selben Raum. Geht es um hochkomplexe Problemstellungen und Lösungsansätze ist es wichtig, an einem Tisch zu sitzen. Wir brauchen weiterhin Raum, um uns treffen zu können.

 

Apropos Raum. Was ist der perfekte Lebensraum?

Die fußläufige Stadt mit vielfältigem Angebot: Nachbarschaft, soziale Kontakte, Konsum, Kultur und nicht zuletzt Natur! Ich denke, dass die Stadt das alles bieten kann – in etwas anderer Form auch das Land. Allerdings müssen wir dazu die Eintönigkeit der Nutzung unserer öffentlichen Räume, die sich in erster Linie durch den MIV ergibt, überdenken.

Med Campus Graz
Photo: David Schreyer

Schlesisches Museum Katowice
Photo: Wojciech Kryński

Neubau Parkhaus P1 am Flughafen Hamburg
Photo: Michael Penner

Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.b.H
Sitz: Griesgasse 10, 8020 Graz
Photocredit: Arch. Dipl.-Ing. Christian Story bei Lukas Hämmerle

https://rieglerriewe.co.at/