Welchen Wert hat gute Planung? Durch das EuGH-Urteil zur HOAI 2021 ist das wohl die wichtigste Frage in der gesamten Baubranche.
Es sind nur vier Buchstaben. Und doch haben sie die Bauwelt völlig auf den Kopf gestellt. HOAI. Lang: Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Seit 1. Jänner 2021 ist das verbindliche Preisrecht Geschichte. Flexible Honorargestaltung und ein damit verbundener härterer Preiskampf am Markt die Zukunft.
Was ist neu?
Als die HOAI 2021 am 1. Jänner 2021 in Kraft trat, brachte sie einige wesentliche Änderungen im Vergleich zur vorherigen Fassung von 2013 mit sich.
- Die verbindlichen Mindest- und Höchstsätze für Architekten und Ingenieurleistungen wurden abgeschafft. Somit ist nun eine freiere Honorarordnung zwischen den Auftraggebern und den Planern möglich
- Einführung von Leistungsbildern: Einzelne Leistungsphasen in der Planung und Objektüberwachung müssen detailliert beschrieben werden. So soll die Abrechnung transparenter und nachvollziehbarer sein
- Neuordnung und Anpassung der Honorartafeln an die neun Leistungsbilder
- Stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit. So sollen umweltfreundliche und energieeffiziente Bauweisen gefördert werden.
- Spezifische Regelung der Bauüberwachung und eigene Honorarzone für die Objektüberwachung
Kaum war die neue Honorarordnung beschlossen, hagelte es Kritik. Die Novelle sei nur eine Anpassung gewesen, nach wie vor werde nach veralteten Parametern bewertet. Die Handhabung ist kompliziert, die Richtwerte unverständlich. Eine zeitgemäße Honorarordnung müsse außerdem Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Die flexiblen Honorarvereinbarungen würden zu unfairen Wettbewerbsbedingungen führen und mögliche niedrigere Honorare zur Abnahme der Planungsqualität. Mehr Flexibilität bei der Honorarvereinbarung, klare Regeln bei der Abrechnung und somit mehr Transparenz, mehr Struktur bei der Honoraraufstellung und Anreize für Nachhaltigkeit stehen dem gegenüber.
Schnell wurde auch direkt eine Novellierung der Novelle verlangt. Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aller Planerorganisationen haben deshalb Vorschläge eingebracht. So fordern sie unter anderem eine Überarbeitung und Harmonisierung der Leistungsbilder, die Einführung des neuen Leistungsbildes „Städtebaulicher Entwurf“, ein zweistufiges Modell für die Kostenermittlung und ein neues Modell zur Honorarwertermittlung. Man rechnet damit, dass es frühestens 2025 zur nächsten Novelle kommen wird.
Das Fazit
Aber ist die HOAI nun tatsächlich Fluch oder Segen? Das entscheidet am Ende tatsächlich gutes Management seitens der Planungsbüros. „Wir können nur dazu raten, gerade im Bereich Änderungsmanagement exakt zu arbeiten. Eine lückenlose Dokumentation ist hier ebenso wichtig, wie ständig den Projektstand im Blick zu haben. Wer korrekt arbeitet, wird am Ende mit wirtschaftlichem Erfolg belohnt“, so Markus Raming, Geschäftsführer von untermStrich. Und das Problem mit dem eignen Wert? Hier kann man nur auf ein völliges Umdenken setzen: „Hochwertige Planung muss auch einen Preis haben!“
Eines ist jedenfalls klar: Die Bemessung von kreativen Gedanken ist an sich schon schwierig. Gute Architektur und gutes Ingenieurwesen baut aber gerade auf diesen guten Ideen auf, die bauliche Lösungen erst zum Mehrwert für unsere Gesellschaft werden lassen.„Man muss sich die Frage stellen: Wie viel ist mir meine eigene Arbeit wert“ so Raming. Viele können oft eine Frage nicht beantworten: Das wichtigste Gut der Planer, den Faktor Zeit, kann man nicht angreifen und dem Kunden in die Hand drücken. Während es eine wirtschaftliche Katastrophe bedeuten würde, die oben genannte Idee in Stunden zu bemessen, baut alles, was danach kommt, auf korrekter Abrechnung jeder geleisteten Minute auf. Der wirtschaftliche Erfolg eines jeden Planungsbüros hängt vom Stundensatz und der lückenlosen Dokumentation ab. Je genauer diese stattfindet, desto korrekter ist auch am Ende der Umsatz des Unternehmens.
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